Projekthintergrund

Klimapolitischer Hintergrund

Auf der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris hat sich die deutsche Bundesregierung im Rahmen des Paris-Abkommens verbindlich zu dem Ziel bekannt, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen (sog. Zwei-Grad-Ziel). Darüber hinaus sollen Anstrengungen für die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius unternommen werden. Das Bundeskabinett hat für die Umsetzung in 2016 einen nationalen Klimaschutzplan 2050 und in 2019 das Klimaschutzprogramm 2030 beschlossen. Jeder Sektor wird nach diesem Programm bis 2030 jährlich verbindliche Treibhausgas-Emissionsbudgets einhalten müssen.  Dazu gehört auch eine Verringerung des Methanausstoßes aus landwirtschaftlichen Quellen.

 

Forschungsförderung und -begleitung

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat in 2016 eine Richtlinie über die Förderung von Innovationen in der Tierhaltung als Beitrag zum Klimaschutz gemäß des Pariser Abkommens und zur Anpassung an Klimaänderungen im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung herausgegeben.
Die Projektpartner von ReMissionDairy haben hierzu einen Forschungsantrag eingereicht und im August 2018 den Förderbescheid für ihr dreieinhalbjähriges Projekt erhalten. Diese Förderrichtlinie ist in das BMEL Förderprogramm „Klimaschutz in der Landwirtschaft und Anpassung der Agrarproduktion an die Folgen der Erderwärmung“ integriert und unterstützt insgesamt 32 Forschungsprojekte aus den Bereichen Boden, Pflanzenbau und Tierhaltung. Für die Vernetzung dieser Projekte ist das Forschungsbegleitvorhaben KlimAgrar initiiert worden, das von der Arbeitsgruppe Landwissenschaften an der Universität Potsdam wahrgenommen wird. Diese Begleitforschung agiert nicht nur als Bindeglied zwischen den einzelnen Förderprojekten, sondern es werden die Projektergebnisse gemeinsam mit den Projektnehmern im Rahmen einer Metaanalyse ausgewertet und als Wissensbasis mit Handlungsempfehlungen für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft dienen.

 

Rolle der Rinderhaltung

Die Rinderhaltung ist Betroffene des Klimawandels und gleichzeitig tragen die Emissionen aus dieser Haltung zum Klimawandel bei. Das Rind als Wiederkäuer zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass es mit seinem Magensystem schwer verdauliches, faserreiches Futter verdauen kann. Solche Futtermittel, wie z.B. Gräser, können nur über die Wiederkäuer in wertvolle Nahrungsmittel, wie Milch und Fleisch, umgewandelt werden. Dies ist in Anbetracht von absoluten Grünlandflächen, die darüber hinaus Kohlendioxid binden, und der Kulturlandschaft ein wertvoller Beitrag zur Sicherung der Ernährung und der Ökosysteme.
Beim Verdauungsvorgang wird von den Rindern Methan ausgestoßen, das neben Kohlendioxid, Lachgas und einer Reihe anderer Stoffe zu den Treibhausgasen zählt, die das Klima beeinflussen. Um alle Treibhausgasemissionen und deren Wirkung untereinander vergleichen zu können, werden diese in Kohlendioxid umgerechnet und in der Einheit „CO2-Äquivalent“ angegeben. Wenngleich die Wissenschaft um die korrekte Einordnung des Einflusses der Rinderhaltung – und hier insbesondere die Berücksichtigung des Gesamtsystems – ringt, ist sich der landwirtschaftliche Sektor seiner Verantwortung bewusst, seinen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen zu leisten. Aus Sicht der Landwirte ist der Methanausstoß mit seinem Energiegehalt zudem ein wichtiger, beeinflussbarer Faktor für eine energieeffiziente Nahrungsmittelproduktion.

 

Innovatives Fütterungsmanagement

Für die Methanbildung im Rinderpansen ist vor allem die Wirkung der Kohlenhydrate relevant. So werden alle mit der Ration gefütterten Kohlenhydrate (Zellulose, Hemizellulosen, Stärke, Fruktane, Zucker u.a.) durch die anaerobe Fermentation zu flüchtigen Fettsäuren (vorrangig Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure) und den Gasen Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Wasserstoff (H2) abgebaut. Zudem ist bekannt, dass je faserärmer die Futterration ist, desto weniger Methan üblicherweise im Pansen gebildet wird. Dabei gibt es allerdings Einsatzgrenzen, weil die Mikrobengemeinschaft im Pansen ansonsten schnell aus dem Gleichgewicht gebracht würde und das Tier das Grobfutter nicht mehr gut verdauen kann. Die Methanausscheidung ist an die Erzeugung von Lebensmitteln mit Wiederkäuern objektiv gebunden. Durch die Steigerung der betrieblichen Produktionseffizienz werden Energieverluste in Form von Methan und Stickstoff reduziert und die Umweltwirkung des einzelnen Betriebes wird nachhaltig verbessert. So profitieren Landwirt und Umwelt gleichermaßen.